Von der Blüte zur Kakaofrucht – die Entstehung des Kakaos

Die Schokolade gilt als der Klassiker unter den Naschereien und ist das Sinnbild für Genuss. Doch bis man eine Tafel Schokolade in den Händen halten kann, ist es ein langer Weg – ein Weg, der in den tropischen Wäldern mit der Blüte der Kakaopflanze beginnt. Aber wie kommt man eigentlich von der Blüte zur Kakaofrucht?

Kakaoblüte und -frucht am Baum

Bienchen summ herum...

Wer bestäubt eigentlich die Kakaoblüten? Ist das Bienensache?

Einer der bekanntesten Bestäuber sind die Bienen, denn sie schenken uns nicht nur cremigen, süßen Honig, sondern sind auch dafür verantwortlich, dass verschiedenes Obst überhaupt erst reift. Durch ihre fleißige Arbeit bestäubt eine Sammelbiene, bei 10 Ausflügen mit 20 Blütenbesuchen in etwa 200 Blüten pro Tag. Das ist eine ganze Menge, zumal man bedenken muss, dass zu einem Bienenvolk in der Frühjahrs- und Sommerzeit 40.000 bis 80.000 Bienen gehören. Doch auch wenn wir diesen kleinen Arbeitstieren viele unserer Früchte- und Obstsorten verdanken, haben sie mit dem Wachstum von Kakaofrüchten nur indirekt etwas zu tun. Denn die Kakaoblüten sind so klein, dass eine Biene gar nicht erst eindringen kann und somit nicht verantwortlich für die Bestäubung ist.


Wer letztendlich die Unmengen an kleinen Blüten der Kakaopflanze bestäubt ist bis heute noch immer nicht ganz klar. Lange Zeit ist man davon ausgegangen, dass Gnitzen oder auch Bartmücken (1 bis 3 Millimeter große Mücken) für die Bestäubung der Kakaoblüten sorgen. Doch Studien der Universität (JMU) Würzburg mit Forschungen in Peru und der Universität Göttingen, mit Projekten in Indonesien zeigen, dass ganz andere kleine Waldbewohner hinter der Bestäubung stecken. Sie fanden heraus, dass Ameisen und Fliegen, wie die Thripse, am häufigsten als Bestäuber fungieren. Diese kleinen Insekten leben im feuchten, fauligen Unterholz im Schatten der Kakaobäume sowie in den umliegenden Wäldern. Deshalb gilt: Umso mehr Insekten das Gebiet um die Kakaoplantagen hat, desto größer ist der Bestäubungsumfang der Pflanzen und am Ende der Ertrag der Kakaoernte. 


Genau aus diesem Grund ist ein ökologischer, biodiverser Anbau so wichtig. Denn chemische Spritzmittel, Rodungen und Monokulturen zerstören die Lebensräume dieser kleinen, aber so wichtigen Helfer. In Mischkulturen dagegen, wie sie im Bio-Anbau üblich sind, kann das natürliche Gleichgewicht erhalten werden. Und genau hierbei kommen unsere Bienenfreunde wieder ins Spiel. Diese bestäuben zwar nicht die Kakaoblüte selbst, tragen aber wesentlich dazu bei, das Umfeld rund um die Kakaopflanzen lebendig und vielfältig zu halten. Gerade Pflanzen wie Papaya- und Bananenstauden dienen dann nicht nur als Schattenspender, sondern verbessern gleichzeitig den Boden und beeinflussen das Aroma des Kakaos. Viele Bauern siedeln daher bewusst Bienenstöcke in ihren Kakaowäldern an: Ein harmonisches Miteinander, das nicht nur der Natur guttut, sondern auch die Qualität der Ernte hebt und sogar Honig als Nebenertrag liefert.

Arbeiter mit einer Pflanzenschere bei der Kakaoernte zwischen den Kakaopflanzen

Der Geschmack beginnt bei der Wurzel

Die Kakaobohne trägt bereits in sich, was später unsere Geschmacksknospen erfreut. Doch wie sie am Ende wirklich schmeckt, hängt von zahlreichen Faktoren ab. Ähnlich wie beim Wein spielt das sogenannte „Terroir" eine große Rolle: Der Boden, das Klima, die Höhe über dem Meeresspiegel, die Regenmengen und die Temperaturen wirken sich auf das Aroma der Kakaobohnen aus. Auch die Sorte ist entscheidend. Edle Kakaos wie Criollo oder Trinitario sind geschmacklich komplexer und oft fruchtiger oder nussiger als die robusten Forastero-Bohnen, die in der Massenproduktion verwendet werden.


Gleichzeitig hat die richtige Verarbeitung nach der Ernte einen großen Einfluss auf den später entstehenden Kakao. Die frisch geernteten Bohnen werden zunächst samt Fruchtfleisch fermentiert – ein natürlicher Gärungsprozess, der mehrere Tage dauert und entscheidend dafür ist, dass sich die Aromen entfalten können. Anschließend werden die Bohnen sorgfältig getrocknet und später schonend geröstet. Diese Schritte sind essentiell für den Geschmack und ein Merkmal für Qualität. Die hier investierte Zeit ist somit wichtig, um am Ende eine hochwertige Schokolade mit Charakter, Komplexität und Nuancen zu erhalten.


Nachhaltiger Anbau – mehr als nur Bio

Der nachhaltige Kakaoanbau ist weit mehr als ein Modetrend. Er ist ein umfassender Ansatz, bei dem Ökologie, Qualität und soziale Verantwortung zusammenkommen. Deshalb wird bei dieser Anbauvariante vorrangig auf Mischkulturen gesetzt. In solchen wachsen die Kakaobäume gemeinsam mit anderen Pflanzen, welche gleich mehrere Funktionen übernehmen. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern fördern auch das ökologische Gleichgewicht mit lebendigen, gesunden Böden – ganz ohne Kunstdünger oder Pestizide.


Auch im Geschmacksprofil des Kakaos lässt sich dieser Unterschied erkennen. Denn eine gesunde Pflanze in einem intakten Ökosystem bringt aromatischere Früchte hervor, wovon das Endprodukt Schokolade stark profitiert. Der erhöhte Aufwand ist somit jede Mühe wert!


Auch für die Menschen vor Ort bringt dieser nachhaltige Ansatz viele Vorteile: Kleinbäuerliche Strukturen werden gestärkt, das Wissen über ökologische Landwirtschaft wird weitergegeben und die Bauern erhalten meist bessere Preise für ihre Ernte – vor allem, wenn sie direkt mit fairen Handelspartnern kooperieren. 

Ein Beispiel dafür ist unser eigener Bezug: Bei MAKRi stammt der verwendete Edelkakao Trinitario aus biologischem Anbau in der Dominikanischen Republik – von einem Fairtrade-zertifizierten Bauernverband, mit dem wir direkt zusammenarbeiten. 


Massenkakao versus Edelkakao

In der konventionellen Massenproduktion geht es vor allem um eines: Menge. Die großflächig angelegten Plantagen setzen daher auf ertragreiche und besonders widerstandsfähige Kakaosorten. Ein Beispiel hierfür ist die Sorte „Forastero“, welche oft wenig geschmackliche Tiefe bietet. Dieser Nachteil ist dabei leider nur einer von vielen. Denn gerade in solchen Strukturen ist der Einsatz von Pestiziden, die Ausbeutung von Arbeitskräften und der Verlust an Biodiversität keine Seltenheit.


Ganz anders sieht dies beim Edelkakao aus. Hier steht die Qualität im Vordergrund, welche von der Auswahl der Sorte über die Pflege der Pflanzen bis hin zur Verarbeitung reicht. Der Anbau erfolgt meist in den oben beschriebenen Mischkulturen und setzt sich deutlich von industriellen Standards ab. Auch bei der Fermentation und Trocknung wird besonders auf Sorgfalt geachtet: Kleinere Mengen im Prozess garantieren ein hochwertiges Endprodukt mit feinen, komplexen Aromen.


Fairtrade, bio, nachhaltig – was steckt dahinter?

Wer bewusst konsumieren möchte, steht vor einer Vielzahl an Siegeln und Begriffen. Im Folgenden stellen wir die gängigsten kurz vor und erläutern, was es mit diesen auf sich hat.


  • Fairtrade steht für soziale Mindeststandards, wie garantierte Mindestpreise, Prämien für Gemeinschaftsprojekte und das Verbot von Kinderarbeit. 
  • Das Biosiegel garantiert den Verzicht auf synthetische Pestizide und Düngemittel – ein klarer Vorteil für Umwelt und Gesundheit, auch wenn dies nicht zwangsläufig mit sozialen Kriterien verbunden ist.
  • Programme wie Rainforest Alliance oder UTZ kombinieren Umwelt- und Sozialstandards, gelten aber in ihren Anforderungen als weniger streng. 
  • Besonders transparent ist der sogenannte Direct Trade. Hier arbeiten die Schokoladenhersteller direkt mit den Kakaobauern zusammen. Das schafft nicht nur Vertrauen, sondern ermöglicht oft auch eine bessere Bezahlung und höhere Produktqualität, da beide Seiten eng miteinander kooperieren.


Letztlich gilt also: Je transparenter eine Marke arbeitet, desto eher kann man sich als Konsument darauf verlassen, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Etikett, sondern gelebte Praxis ist.


Ein Fazit zum Genießen

Kakao ist weit mehr als nur eine Zutat. Er ist das Produkt eines komplexen Zusammenspiels von Natur, Zeit, Fürsorge und Verantwortung. Von der winzigen Blüte im Schatten des Waldes bis zur zartschmelzenden Tafel in deiner Hand: Jeder Schritt auf dem Weg entscheidet über Geschmack, Qualität und soziale Wirkung.


Wer sich für nachhaltig angebauten, fair gehandelten und hochwertig verarbeiteten Kakao entscheidet, tut somit nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern trägt auch dazu bei, die Welt ein Schokoladenstückchen besser zu machen. Und das schmeckt man!

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